Der 40. Pritzker-Preis 2015: Frei Otto

Elisabeth Liebing Elisabeth Liebing
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Alle Jahre wieder wird der höchste Preis der Architektur verliehen: der Pritzker-Preis. Dieses Jahr wird die ehrenwerte Auszeichnung zum ersten mal posthum verliehen, denn diese geht an den kürzlich verstorbenen deutschen Architekten Frei Otto. Otto erfuhr noch zu Lebzeiten von der Ehrung. Er war bekannt für seine gewagten zeltartigen Dachkonstruktionen und Brückenbauten. 

Olympiastadion in München

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© Jorge Royan

Das wohl berühmteste Bauwerk von Frei Otto war die sagenhafte skulpturale Dachkonstruktion des Münchner Olympiastadions. Diese entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Architekten Günther Behnisch für die Olympischen Spiele im Jahr 1972. Eigentlich war geplant, das Stadion nach Beendigung der Spiele wieder abzubauen, jedoch gab es lauten Protest, sodass es bis heute an Ort und Stelle steht. 

Von weitem betrachtet

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© Jorge Royan

Mit der intelligenten Seilnetzkonstruktion des Münchner Olympiastadions wurde eine neue Ära der Stadionüberdachungen eingeläutet, die in Leichtbauweise konstruiert wurde. In enger Kooperation arbeiteten hier Ingenieure und Architekten zusammen und schufen ein Meisterwerk, das als modernes Wahrzeichen für München steht. 

Insgesamt überspannt das Dach, das an 58 Stahlmasten hängt, eine Fläche von 74.800 Quadratmetern. Die Fäden werden durch lichtdurchlässige Plexiglasscheiben verbunden. Unter dem Dach ordnen sich das Olympiastadion, die Olympiahalle und die Olympia-Schwimmhalle an.

Die wichtigsten Informationen im Überblick: 

Ort: Spiridon-Louis-Ring 27, 80809 München 

Bauherr: Landeshauptstadt München

Baukosten: 137 Mio. DM 

Renovierungen: 2010–2011

Bauweise: Stahl, Leichtbau  

Kapazität: 69.250 Plätze  

Spielfläche: 105 × 68 Meter

 Eröffnung: 26. Mai 1972  

Multihalle in Mannheim

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© Immanuel Giel (Own work)

Der Architekt Frei Otto gestaltete zahlreiche Gebäude im In- und Ausland, unter anderem wirkte er am japanischen Pavillon für die Expo 2000 in Hannover mit. 

Auf dieser Fotografie sehen wir die Multihalle in Mannheim, die für die Bundesgartenschau im Jahr 1975 errichtet wurde. Bei dem Entwurf sticht die Form des Daches sofort ins Auge. Dieses wurde aus mehrfach gekrümmten Holzleisten konstruiert. Zusätzlich an der Planung beteiligt, waren die Architekten Carlfried Mutschler und Joachim Langner. Für den Vorentwurf forschte man mithilfe eines Drahtmodells im Maßstab 1:500. Es war eine beliebte Methode des Architekten, Modelle mit Draht zu erstellen, die er im Anschluss in Seifenlauge tauchte. So entstand in den Zwischenräumen eine Seifenhaut mit einem geringstmöglichen Flächeninhalt. Für den Bau der Multihalle in Mannheim konnte erst mithilfe eine Fadens das Herantasten an den letztendlichen Entwurf ermöglicht werden. Das entstandene Netz sollte die Struktur des Gitterrosts nachempfinden.

Die Halle zählt zu einer der größten Holzgitterschalenkonstruktion der Welt und wurde deshalb im Jahr 1998 als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt. 

Porträt

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© creative commons

Frei Otto wurde am 31. Mai 1925 in Siegmar geboren und starb am 9. März 2015 in Warmbronn, Baden-Württemberg. Ungewöhnlich ist bereits der Vorname, Frei. Diesen wählte die Mutter aus, da sie Freiheit als wichtigstes Gut empfand. Sein Leben bot dem deutschen Architekten viele unterschiedliche Stationen. Die väterliche Seite der Familie war von Beruf Bildhauer und sah für Frei Otto den gleichen beruflichen Werdegang vor. Er entschied sich jedoch anders und begann mit dem Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Berlin. Aufgrund seines Hobbys, dem Segelfliegen, wurde die Leidenschaft für Leichtbauweise entfacht. Die Studiendauer hielt jedoch nicht lange an, weil der junge Mann in den Krieg eingezogen wurde und auch in Kriegsgefangenschaft war. Er setzte sein Studium danach fort und reiste im späteren Verlauf für eine Studienarbeit nach Amerika. Im Jahr 1954 erschien seine Dissertation mit dem Titel „Das hängende Dach“. Hier erläuterte er die Bautechnik zugbeanspruchter Flächentragwerke. Otto eröffnete ein Architekturbüro in Berlin und erhielt Lehraufträge an unterschiedlichen Universitäten und Hochschulen in ganz Deutschland. Im Jahr 1961 gründetet er die Forschungsgruppe, die den Namen Biologie und Bauen trug. Die Natur wurde in die Entwürfe immer stark einbezogen. Bis zu seinem Tod arbeite er als Architekt in seinem Büro in Warmbronn. 

Den letzten Pritzker-Preisträger findet ihr in dem Ideenbuch: Architektur aus Karton – Shigeru Ban

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